Haus Marteau

Meisterkurse in der Tradition Marteaus

Haus Marteau in Lichtenberg ist eine in Europa einzigartige musikalische Bildungsstätte in historischem Ambiente. Seit 1982 betreibt der Bezirk Oberfranken das Haus als Internationale Musikbegegnungsstätte zur Förderung hochbegabter junger Musikerinnen und Musiker aus aller Welt. Das repräsentative Landhaus des seinerzeit weltberühmten Violinvirtuosen Henri Marteau (1874–1934) lädt zu konzentriertem Arbeiten in ruhiger, familiärer Atmosphäre ein, aber auch zu Konzerten im unteridirschen Saal architektonischen Weltrangs.

Fotos: Frank Wunderatsch

Der Geiger und Komponist hatte sich die Villa auf dem Höhepunkt seines Erfolgs 1912/13 in der reizvollen Mittelgebirgslandschaft des Frankenwaldes erbaut.

Marteau, damals Professor an der Hochschule für Musik Berlin, schätzte die zentrale Lage: Von Lichtenberg aus waren Prag und Berlin, Dresden, München, Frankfurt und Leipzig gut zu erreichen.

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs brach die bis dahin märchenhafte Karriere des Ausnahmegeigers dramatisch ein. Marteau sah sich als französischer Reserveoffizier Repressionen ausgesetzt, verlor seinen Lehrstuhl und wurde zeitweise interniert. Das Sommerhaus wurde fortan zum Hauptwohnsitz der Familie; hierher lud Marteau seine begabtesten Schüler zu „Sommerakademien“ ein.

Nach dem Tod seiner Witwe Blanche 1977 erwarb der Bezirk Oberfranken das Anwesen 1980 und eröffnete dort 1982 die Internationale Musikbegegnungsstätte Haus Marteau. Jährlich finden in der mit Originalinterieur ausgestatteten Villa bis zu 40 Meisterkurse für fast alle Instrumentengattungen und für Gesang statt. Die international renommierten Dozentinnen und Dozenten wie auch die jungen Künstlerinnen und Künstler, die aus allen Kontinenten zu den Meisterkursen anreisen, schätzen die Möglichkeit zu fokussiertem Arbeiten in stilvoller Atmosphäre und ruhiger Umgebung.

Die Künstlervilla ist eine Stätte hochklassiger Musikpflege: Fast alle Kurse enden in der Tradition von Henri Marteaus Sommerakademien mit einem öffentlichen Abschlusskonzert in der Künstlervilla oder an ausgewählten Orten in Oberfranken.

„Damit profitiert die Region ungemein von der Arbeit des Hauses. Kammermusikalische Konzerte auf diesem Niveau sind sonst abseits der Metropolen selten zu finden“, erläutert Bezirkstagspräsident Henry Schramm.

Der Bezirk Oberfranken pflegt das musikpädagogische Erbe Marteaus mit den Meisterkursen in der Künstlervilla und der Konzertreihe „Haus Marteau auf Reisen“. Darüber hinaus ist die Arbeit von Haus Marteau in der Region mit musikpädagogischen Angeboten wie dem Jugendsymphonieorchester Oberfranken und dem interaktiven Konzerterlebnis „3Klang“ in Schulen und sozialen Einrichtungen erlebbar.

Abgerundet wird das Konzept durch den im dreijährigen Turnus stattfindenden Internationalen Violinwettbewerb Henri Marteau für junge Violinisten aus aller Welt.

Mit dem Umbau des Gartengeschosses und dem unterirdischen Neubau, der einem Bergwerksstollen nachempfunden ist, ist Haus Marteau für die Zukunft gut aufgestellt. „Der neue, einzigartige Unterrichts- und Konzertsaal, die zusätzlichen Übungsräume und der großzügige Gemeinschaftsraum sind eine sehr gute Investition in die Zukunft unserer Internationalen Musikbegegnungsstätte“, freut sich der künstlerische Leiter Prof. Christoph Adt, Präsident der Hochschule für Musik in Nürnberg über die verbesserten Arbeitsbedingungen.


Atemberaubende Raumwirkung

Der neue unterirdische Unterrichts- und Konzertsaal besticht durch seine hervorragende Akustik ebenso wie durch seine spektakuläre Architektur.

Die bergbauliche Geschichte Lichtenbergs inspirierte Architekt Peter Haimerl, die Stimmung in einem Bergwerk einzufangen. Die bis zu 13 Meter langen, ineinanderlaufenden Granitspitzen an Decke und Wänden fächern den Raum auf und beeindrucken die Besucherinnen und Besucher mit dem imposanten Spiel von Licht und Schatten. Die Raumgestaltung rückt das kritische Hören und die Interaktion mit dem Publikum in den Mittelpunkt.

Der seitlich unterhalb der Künstlervilla gelegene Unterrichts- und Konzertsaal ist 13 mal 13 Meter groß. Die rund 66 Quadratmeter große Bühnenfläche befindet sich etwa viereinhalb Meter unter der Geländeoberfläche.

In dem Saal mit 86 fest installierten Sitzplätzen wird in den Meisterkursen unterrichtet; auch für deren Abschlusskonzerte bietet er einen exzellenten Rahmen.

Fotos: Frank Wunderatsch


Internationaler Violinwettbewerb Henri Marteau

Der Internationale Violinenwettbewerb Henri Marteau findet im dreijährigen Turnus im Haus Marteau hier in Lichtenberg statt. 2002 vom Freundeskreis der Musikbegegnungsstätte Haus Marteau e.V. ins Leben gerufen, hat 2007 der Bezirk Oberfranken die Trägerschaft des Wettbewerbs übernommen. Mit der Gesamtleitung wurde das Kulturunternehmen Hofer Symphoniker betraut.

Foto: Bezirk Oberfranken

Foto: Bezirk Oberfranken

Foto: Bezirk Oberfranken

Foto: Bezirk Oberfranken

Die Ziele des Wettbewerbs sind es, hochbegabte junge Musikerinnen und Musiker auf dem Weg ihrer Karriere zu fördern, zur Völkerverständigung beizutragen, den Austausch innerhalb des musikalischen Nachwuchses zu ermöglichen, den Kontakt zu anerkannten Professorinnen und Professoren herzustellen und den Namen des großen Geigers Henri Marteau neu ins Bewusstsein zu rufen.

Besonders viel Wert wird auf die Vermittlung von Konzertengagements gelegt, um die jungen Künstler bei einem Start ihrer Karriere bestmöglich zu unterstützen. Der Wettbewerb fördert die jungen Nachwuchskünstler darüber hinaus durch Geld- und Sachpreise, die Begegnung mit international renommierten Violinistinnen und Violinisten und ein an den Wettbewerb anschließendes umfangreiches Förderprogramm, das Stipendien für Meisterkurse, die Vermittlung von Konzertengagements und Anschlussproduktionen mit dem Bayerischen Rundfunk beinhaltet.

Medienpartner ist der Bayerische Rundfunk, der den Teilnehmern durch eine intensive Berichterstattung und eine Anschlussproduktion eine optimale Plattform und den Zugang zu einer breiten Öffentlichkeit bietet. Zahlreiche Familien in der Region nehmen die Gäste aus der ganzen Welt bei sich auf.